Das Schlimmste überhaupt ist für mich, wenn meine Kinder Probleme haben und unglücklich sind.
Dann leide ich innerlich mit, zerbreche mir den Kopf darüber, was ich tun könnte, frage andere um Rat und durchsuche das halbe Internet nach Lösungen.
Mit den eigenen Problemen kommt man irgendwie klar – aber wenn das eigene Kind leidet, ist das eine ganz andere Dimension. Es zerreißt einem das Herz.
Gerade hat mir eine Freundin erzählt von den Problemen ihrer Tochter in der Schule: Die beste Freundin hat sich plötzlich abgewendet, und nun fühlt sie sich einsam und ausgegrenzt. Der Sohn von einem Kollegen kämpft mit der Magersucht und versteckt das Essen in den Schubladen.
Wenn ich das höre, leide ich mit und denke viel an die Probleme meiner Kinder.
Und doch habe ich das Gefühl, dass ich heute besser helfen kann als früher. Weil mich solche Geschichten immer tief berühren, habe ich beschlossen, meine Gedanken dazu aufzuschreiben und ein kleines Video zu dem Thema aufzunehmen.
Ich möchte mit etwas beginnen, das krass klingt – aber unglaublich wichtig ist:
Es sind nicht deine Probleme. Es sind die Herausforderungen deiner Kinder.
Wenn du dir das wirklich zu Herzen nimmst, wird es dir nicht nur besser gehen – du wirst auch viel besser helfen können. Denn was deine Kinder erleben, sind nicht deine eigenen Probleme. Und wir sollten es auch nicht Probleme nennen, sondern Herausforderungen, an denen sie wachsen dürfen.
Unsere Aufgabe ist es nicht, sie für die Kinder zu lösen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen zur Seite zu stehen – unterstützend, liebevoll, aber nicht übernehmend. Denn auch sie sind Menschen, die lernen und ihren Weg finden müssen. Genau wie wir.
Mein Inneres und vielleicht auch deins wehrt sich dagegen. Es fühlt sich im ersten Moment egoistisch an. Aber das ist es nicht. Im Gegenteil: Wenn wir es schaffen, ruhig zu bleiben und nicht in negative Emotionen abzudriften, dann können wir die Situation viel klarer sehen. Wie ein Blick in klares, stilles Wasser.
Ich finde es wichtig, meine Liebe zu zeigen, indem ich meine Kinder oft frage, wie es ihnen geht – aber positiv, ohne automatisch etwas Negatives zu erwarten. Darüber habe ich einen Artikel geschrieben, weil mir irgendwann bewusst wurde, wie sehr ich selbst sehr negativ war. Wenn dich das Thema interessiert, kannst du [hier weiterlesen].
Wenn mir mein Kind von seinen Problemen erzählt, versuche ich, neutral zu bleiben. Das ist nicht einfach, weil wir selbst ein Leben voller Herausforderungen leben und innerlich beschleunigt sind, so dass wir am liebsten alles sofort klären würden.
Es erfordert Stärke eigene und die „Probleme“ der anderen zu ertragen und sie „bestehen“ lassen.
Man zeigt die Anteilnahme, ohne zu spiegeln. Wir spiegeln nämlich die Gefühle unserer Umgebung. Und deshalb rutschen wir oft so tief mit hinein in das Unglück, wenn unsere Kinder traurig sind. Gleichzeitig verstärken wir ihre Traurigkeit.
Ich setze mich oft bewusst hin und stelle mir vor, dass ich über der Situation schwebe. Ich bin daneben, nicht drin. Durch und in der Stille eröffnet sich der Raum zum Nachdenken und Wahrnehmen.
Wenn man helfen möchte, denkt man automatisch, dass man dem Kind einen Ratschlag geben sollte, aber es gibt nichts Nervigeres als ungefragte Ratschläge. Stattdessen kann man fragen: „Möchtest du wissen, was ich denke?“ (Oder auch nicht 😉
Denn wenn man Ratschläge gibt, übernimmt man automatisch Verantwortung für die Situation – und raubt dem Kind damit ein Stück seiner Selbstbestimmung.
Man stellt sich über das Kind, als wüsste man es besser. Doch genau das schwächt sein Vertrauen in die eigene Fähigkeiten.
Im Gegenteil: Indem wir keine ungefragten Ratschläge geben, stärken wir das Kind. Wir signalisieren: „Ich traue dir zu, deinen Weg zu finden. Ich bin da – wenn du mich brauchst.“
Früher habe ich sofort meine Mutter, meine Schwiegermutter und all meine engen Freundinnen nach Tipps gefragt. Heute weiß ich: Unsere Lebenswege sind unterschiedlich – genau wie unsere Kinder, unsere Erfahrungen und Herausforderungen.
Deshalb mache ich es nicht mehr so intensiv. Dadurch gibt man bloß dem Problem zusätzliche Aufmerksamkeit und lässt es wachsen.
Wenn ich schon denke, dass ich Hilfe brauche, suche ich nach Experten, nach Menschen, die sich mit genau meinen Themen beschäftigen. Viele bieten im Internet zum Beispiel kostenlose E-Books an. Wenn man mehr Vertrauen gewinnt, kann man sie gezielt ansprechen.
Eine einmalige, professionelle Telefonberatung, z.B. bei einer ADHS Expertin hat mich weiter gebracht, als jahrelange Gespräche mit allen möglichen Menschen.
Ich selbst bin Lehrerin und mag es sehr, wenn Eltern frühzeitig (nachdem etwas zweimal, oder dreimal vorgefallen ist) kommen. Nicht, um sofort „eine große Sache“ daraus zu machen, sondern um einfach zu verstehen, was gerade los ist – bevor sich etwas aufbaut. Allein das kann schon enorm entlasten.
Kinder brauchen eher liebevolle Berater – eine liebe Oma/Opa, oder Patentante/Patenonkel kann sogar wichtiger als eigene Eltern sein, die sich sofort persönlich betroffen fühlen, oder Profis, die automatisch den Eindruck vermitteln: Mit dir stimmt was nicht.
Dies war mir immer wichtig: Ich möchte, dass meine Kinder insgesamt einen schönen Tag haben.
Das „Problem“ ist ja nicht überall. Klar – starke, körperliche Schmerzen fühlt man ständig. Aber die meisten Probleme, die unsere Kinder belasten, sind nicht rund um die Uhr da.
Sie sind vielleicht immer in unserem Kopf, aber tatsächlich ist die Bühne woanders. Sie entstehen in der Schule, oder im Kontakt mit Freunden, also sie sind nicht permanent präsent.
Deshalb versuche ich ganz bewusst, unsere gemeinsame Zeit schön zu gestalten. Nachmittags machen wir etwas Schönes: raus in die Natur, zur Wald-AG, zu den Pfadfindern, zum Schwimmen oder einfach in den Park.
Ablenkung ist genau die beste Medizin – Man sollte wahrlich dem „Problem“ nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, als nötig.
Es ist auch ein Trost zu wissen: Meine Kinder haben im Großen und Ganzen ein schönes Leben.
Ich achte auf meine eigene Energie – ich möchte positiv und zuversichtlich bleiben. Denn niemand braucht einen besorgten und pessimistischen Coach oder Psychologen. Wenn dein Therapeut dich besorgt anschaut, denkst du doch auch sofort – Mist, dann muss es ja richtig schlimm sein!
Deshalb ist unsere eigene Haltung so entscheidend. Wir spiegeln unsere Stimmung – und sie überträgt sich auch auf unsere Kinder.
Wir brauchen positive Energie – für uns selbst und für die Herausforderungen unserer Kinder. Diese Energie dürfen (und sollten) wir uns selbst schenken.
Denn wir sind für unsere Kinder das sichtbare Beispiel dafür, wie man mit Schwierigkeiten umgeht: Ob man sie als Teil des Lebens annimmt oder als schwere Last empfindet, die einen runterzieht.
Also die wahre Herausforderung sind nicht die Probleme unserer Kinder, sondern die Arbeit an unserer Einstellung. Das Wichtigste ist, dass wir selbst glücklich sind und das Glücklichsein weiter geben.
In meinem Video zu diesem Thema spreche ich noch ausführlicher darüber. Unter anderem auch über Situationen wie: Du denkst, dein Kind hat ein Problem – aber dein Kind sieht das ganz anders.
Ist es für dich verständlich? Was funktioniert bei dir gut? Mit welchen Punkten bist du einverstanden? Was siehst du kritisch?
Ich würde mich sehr über deine Rückmeldung freuen – ganz egal, welcher Art. 😉