Mama ist nicht schuld – wenn du dies weißt, bist du glücklicher.

Das sind Worte, die jede Mutter lesen und sich zu Herzen nehmen sollte – mein Herzensartikel -sozusagen. Denn Mütter machen sich so viele Gedanken und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass ihre Kinder glücklich und zufrieden sind, vergessen jedoch, dass man gar nicht alles „richtig“ machen kann.

Wenn man sich von eigenen Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen der Umgebung innerlich befreit, lebt man leichter und glücklicher. Es ist ein langer Prozess – aber so sehe ich es: Mama, du bist nicht schuld.

Im Kindergarten

Vor Kurzem habe ich meinen Sohn Lukas vom Kindergarten abgeholt. Die Erzieherin stand gerade bei einem anderen Kind und rief laut: „Ich sage es deiner Mutter!“

Na typisch, dachte ich. Wenn etwas los ist, denkt jeder sofort an die Mutter.

Niemand kommt auf die Idee, dass auch die Väter erziehungsberechtigt sind. 🤷‍♀️

Ich auch

Sofort fiel mir auf, dass ich es als Lehrerin genauso mache. Gibt es ein Problem, denke ich automatisch: Ich rufe jetzt die Mama an. Ich habe mir echt Gedanken gemacht, warum es so ist.

Warum ist das so tief in mir verankert? Vielleicht, weil es sich über Jahrzehnte – vielleicht sogar Jahrtausende – eingebürgert hat.

In den letzten Jahren wurde dieses Bild zwar aufgebrochen, aber in meinem Unterbewusstsein sitzt es vielleicht noch immer fest.

Und ganz ehrlich: Es sind ja auch meistens die Mütter, die sich um schulische Angelegenheiten kümmern. Ich kommuniziere meist mit den Müttern. Die Mütter schreiben mir, wenn es Probleme gibt, wenn sich die Kinder in der Klasse nicht wohlfühlen, oder schlechte Noten haben.

Bei uns zu Hause 🏠

Bei uns ist es ja auch so: Mein Mann arbeitet Vollzeit, ich nur Teilzeit – und ich kümmere mich um die schulischen Angelegenheiten, emotionale Themen, das Kuchenbacken zum Geburtstag, Plätzchen zu Weihnachten, … Ich kaufe die Schulstifte und Radiergummis, ich mache die Hausaufgaben mit meinen zwei Söhnen

Es ist in Ordnung so. Ich mag das. Ich mag es, viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Ich habe nichts dagegen, dass ich die Hauptverantwortliche bin, dass mich die Lehrkräfte ansprechen – und ich sie.

Verantwortung ist nicht gleich Schuld ⚖️

Ich trage die Hauptverantwortung für die „Kinder-Angelegenheiten“.

Das heißt aber nicht, dass ich für das Verhalten meiner Kinder verantwortlich bin. Das bist du auch nicht. Ich trage keine Schuld, wenn etwas, das meine Kinder betrifft, nicht so läuft, wie es sich jemand vorstellt.

Ich bin nicht schuldig.

Ich schreibe das, weil ich letzte Woche bei einer Freundin war, die von ihrer dreizehnjährigen Tochter erzählte – und dabei mit einer schuldbeladener Stimme sagte: „Vielleicht hätte ich etwas Anderes machen sollen.“ Ich habe jahrelang bei allen schulischen Problemen meiner Kinder mit Schuldgefühlen gekämpft, weil wir mit ihnen auf Reisen waren und sie nicht so lange wie andere Kinder im Kindergarten gewesen sind. So ein Quatsch.

Mütter beschreiben in den vielen Facebook-Gruppen die Probleme ihrer Kinder: Manche Kinder essen nichts, andere essen zu viel. Manche benehmen sich so, andere so. „Was soll ich tun? Ich weiß nicht weiter.“

Dabei wurde schon alles Mögliche getan.

Ich habe als Lehrerin noch nie eine Mutter erlebt, die zu ihrem Kind gesagt hätte: „Höre bloß nicht darauf, was die Lehrerin sagt. Schreie im Unterricht so laut wie möglich und unterhalte dich mit deinem Nachbarn – das ist total okay.“

Ich kenne keine Mutter, die ihrem Kind zum Mittagessen eine große Tafel Milka-Schokolade serviert hätte, keine, die das Kind vom Arbeitstisch weggejagt hätte – mit den Worten: „Hör sofort auf, Hausaufgaben zu machen. Spiel´lieber mit deinem Handy.

Oder: „Wenn du etwas nicht bekommst, zwick, hau und beiß deine Geschwister.“

Der schnelle Schuldstempel

In letzter Zeit ist es in zahlreichen Erziehungsratgebern – zur Gewohnheit geworden, den Eltern die Schuld für alles Mögliche zu geben: Weil die Eltern so sind … Wenn die Eltern anders wären …

Auch im Volksmund hört man oft: Wenn man die Eltern sieht, versteht man einiges.

Ständig wird verglichen: mit der Erziehung in Frankreich, Italien – oder mit der Erziehung in der Vergangenheit.

Sätze wie “Wenn du strenger gewesen wärest …” oder “Früher hätte das nicht gegeben …” stehen schnell im Raum.

Aber auch: “Also, ich damals …”, oder “Bei mir benimmt sich das Kind ganz anders.” Und natürlich: “Ich hätte …!”

Doch viel größer als die zugeschriebene Schuld ist oft die, die wir uns selbst geben.

Aber: Sich schuldig zu fühlen – hat noch nie einem geholfen.

Im Gegenteil. Es macht klein, hilflos und müde.

Zeit für einen Neuanfang

Ich kenne nur Mütter (und Väter), die ihr Bestes geben, die sich Gedanken machen, was sie noch tun könnten, die tagsüber organisieren, funktionieren – und nachts nicht schlafen können, weil sie an all die Probleme denken, die ihre Kinder gerade haben.

Vielleicht ist es an der Zeit, laut zu sagen: Du bist nicht schuld. Du gibst dein Bestes. Du machst viel. Und es ist in Ordnung. Du bist für dein Kind verantwortlich – ja. Aber du trägst nicht die Verantwortung für jedes Verhalten deines Kindes.

Manchmal braucht es keinen Schuldigen. Und keine TäterInnen. Wir stehen nicht vor Gericht. Wir geben unser Bestes und ich bin davon überzeugt: Auch unsere Kinder tun das – in ihrer Welt, mit ihren Möglichkeiten. Sie können oft nicht anders. Sie wissen es nicht besser. Sie sind genug.

Und wenn wir mit Liebe unser Bestes geben – dann ist es auch genug.

Wenn wir heute erkennen, dass wir in der Vergangenheit manches hätten besser machen können, zeigt das, wie sehr wir gewachsen sind.

Damals – haben wir bereits unser Bestes gegeben.

Die einzige Sache, für die wir wirklich Verantwortung tragen

Wenn wir aufhören, uns selbst zu beschuldigen, und damit aufhören, alles perfekt machen zu wollen, dann…

… beginnt etwas Neues: Ein glückliches Leben.

Denn: Beim besten Willen können wir nicht alles glattbügeln. Unsere Kinder sind hier, um zu lernen, mit dieser Welt klarzukommen. Wir können ihnen nicht alles abnehmen und wir müssen es auch nicht.

Wir sind genug. Als Mütter. Als Väter. Als Menschen.

Ja, wir sind verantwortlich – aber wir sind nicht schuld. Wenn überhaupt, dann höchstens an einer einzigen Sache:

Wir nehmen uns zu wenig Zeit und Energie, um selbst glücklich zu sein.

Denn das ist unsere wahre Aufgabe – das beste Vorbild für unsere Kinder zu sein – die glückliche Mama, der glückliche Papa.

Das sind wir uns und unseren Kindern schuldig.

Boah – was für eine Aufgabe.😉


Anna Hinderer
Mein Name ist Anna Hinderer. Ich bin Mama von zwei Söhnen, Seglerin, aber vor allem bin ich eine Traumjägerin.

Ich schreibe darüber, wie man genau das Leben gestaltet, das man sich schon immer gewünscht hat. Mehr in meinem gratis eBook "Endlich habe ich Zeit" und in meinem eBook "Die Herrin des alltäglichen Wahnsinns." Hier ist meine Geschichte>>