Du bist so zickig.“ – Warum gerade Menschen, die dir nahestehen, am heftigsten reagieren.

In diesem Blogartikel möchte ich über ein Thema sprechen, das sehr verletzend sein kann:

diese „schlimmen“ Kommentare oder Blicke, die man erntet, wenn man einfach mal Nein sagt und eine Grenze setzt.

Am heftigsten erleben wir das meist in engen BeziehungenMutter und Tochter, Schwiegermutter und Schwiegertochter, unter Schwestern oder Kolleginnen.

Warum ist das so? Warum treffen uns gerade Menschen, die uns eigentlich nahestehen, am meisten?

Wenn du „Nein“ sagst – und plötzlich die Zicke bist

Meist passiert es im Familienkreis oder unter Kolleginnen (keiner sonst würde es einfach so wagen), dass man nach einem ganz normalen „Nein“ so etwas hört wie:

„Du bist so zickig.“

„Warum stellst du dich so an?“

„Du bist so unausgeglichen, du solltest echt mal Therapie machen.“

Neulich bei dem Treffen mit meiner Freundin und ihren Kindern – kam genau dieses Thema auf und ich verzichte bewusst auf konkrete Beispiele, um niemanden zu verletzen (meine Familie fragt sich ohnehin nach jedem Blogartikel: „War ich gemeint?“).🙈

Aber ich finde: Dieses Thema betrifft so viele von uns, dass es wichtig ist, darüber zu sprechen.

Es passiert nämlich etwas ganz Natürliches und wenn man es weiß, muss auch keiner „verletzt“ werden.

Alte Rollen, alte Erwartungen

In unseren Beziehungen – besonders in der Familie – sind wir oft so eingespielt, dass jeder weiß, wer wie reagiert.

Und dann spüren wir plötzlich: „Jetzt ist es mir zu viel. Ich kann das gerade nicht.“

Vielleicht, weil schon öfter etwas Unangemessenes verlangt wurde.

Und diesmal ist es einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Also sagen wir endlich klar:

„Nein, das mache ich nicht.“

„Ich komme nicht zu dem Fest.“

„Ich helfe dir diesmal nicht im Garten.“

„Ich übernehme die Arbeit nicht.“

Eigentlich gut.

Endlich haben wir unsere Meinung gesagt. Endlich Grenzen gesetzt.

Eigentlich sollten wir stolz auf uns sein.

Aber dann kommt die blöde Antwort:

„Du bist so egoistisch.“

„Das kann’s ja wohl nicht sein.“

„Sei doch nicht so zickig.“

Und darauf kommt das schlechte Gewissen (Schuld, Scham), die Stimme im Kopf:

„Sollte ich es doch nicht sagen?“

In dem Moment sollte man wissen: Es ist absolut nichts schiefgelaufen. Es läuft eigentlich gerade richtig gut – von beiden Seiten aus.

Das ist der Moment, in dem du zu dir stehst.

Wenn wir dieser kleinen Stimme sofort sagen:

„Nein. Ich war authentisch. Ich habe meine Meinung gesagt.“

dann werden wir frei.

Egal, in welchem Ton wir es gesagt haben – in dem Moment konnten wir es nicht besser, und das ist in Ordnung.

Warum die andere Person so reagierte

Die „blöde“ Reaktion, das verletzende Wort – sie kamen nicht, weil du etwas falsch gemacht hast.

Sondern weil du dich nicht erwartungsgemäß verhalten hast.

Die andere Person war überrascht. Vielleicht sogar beschämt.

Sie musste in Sekundenschnelle innerlich reagieren – und wer innerlich unsicher ist, greift lieber an, als sich zu entschuldigen.

Nur Menschen, die im Moment nicht stabil sind, beschuldigen.

Es ist leichter zu sagen: „Du bist zickig“, als zuzugeben: „Ich habe zu viel erwartet.“

Manche denken später darüber nach, manche entschuldigen sich, andere nicht.

Aber in Wahrheit hängt ihre Reaktion nicht von deinem Nein ab, sondern von ihrem eigenen inneren Zustand.

Nicht jeder ist gleich feinfühlig – und das ist okay

Es gibt Menschen, die immer freundlich fragen, ob du kannst, und dein Nein respektieren.

Und es gibt die anderen – laut, fordernd, manchmal unbedacht.

Aber auch sie haben ihren Platz.

Denn gerade diese Menschen zeigen uns, wo unsere Grenzen stehen.

Und das ist in Ordnung.

Viel wichtiger ist die Frage: Warum hat es mich so verletzt?

Vielleicht, weil du sonst immer hilfst.

Oder weil du schon zu oft stillgehalten hast.

Oder weil du es niemandem mehr recht machen wolltest.

Aber eigentlich geht es um dich und darum, ob du in diesem Moment tiefer schaust – richtig in die Tiefe und richtig lange. Nicht nur ein paar Minuten. Nicht nur kurz der besten Freundin erzählen. Hinter jeder Verletzung liegt meist eine lange Geschichte, die man mit dieser Person hatte, oder sogar eine lange Geschichte, die man in sich trägt und diese Person sie nur hervorgeholt hat.

Zum Beispiel: Ich helfe immer, aber sie hilft mir nie, oder ich mache so viel, aber keiner sieht mich. Mir wird nicht geholfen.

Wenn man diese Geschichte einmal bewusst „liest,“ passiert diese Verletzung nicht wieder, weil man das innere Muster eigener Reaktionen verstanden und verändert hat.

Und schließlich erkennt man auch:

„Ich darf Nein sagen. Ich darf auch mal rasant Nein sagen. Ich darf Grenzen ziehen, ohne mich schlecht zu fühlen.“

Kein schlechtes Gewissen. Keine Scham. Keine Schuld.

So war es. Punkt. Ich muss es nicht in mir speichern und nächstes Mal wieder rausholen. Es ist erledigt. Aber im Prinzip ist es auch egal, ob man es schafft, die ganze Geschichte aufzuarbeiten.
Denn dieser eine „Situation“ hat schon etwas verändert: Wenn du eine Grenze gesetzt hast, wird eure Beziehung automatisch ehrlicher.

Und manchmal bedeutet das auch, dass du Themen mit bestimmten Menschen gar nicht mehr besprichst.

Oder sogar beschließt du: Ich möchte mit dieser Person nicht mehr so viel Zeit verbringen.

Das ist auch total in Ordnung. Das ist auch Liebe.

Man kann Menschen lieben, auch wenn sie nicht perfekt sind –

zum Beispiel sich selbst. 💛

Denn ich muss nicht von jedem geliebt sein. Nicht jeder muss meine Meinung akzeptieren. Ich nehme mich selbst ernst und das reicht. Wenn du dich ernst nimmst, mit all deiner Verletzlichkeit, aber auch mit deiner klaren Entscheidung,

dann kannst du auch mit Menschen umgehen, die nicht immer feinfühlig sind.

Dann bleibst du bei dir, ruhig, klar und verbunden.

Und kannst sagen:

„Ich bin so gut, wie ich bin. Ich bleibe liebevoll – aber mein Nein steht fest.“

Das heißt nicht „zickig zu sein.“

Das ist Selbstliebe. 🌿




Anna Hinderer
Mein Name ist Anna Hinderer. Ich bin Mama von zwei Söhnen, Seglerin, aber vor allem bin ich eine Traumjägerin.

Ich schreibe darüber, wie man genau das Leben gestaltet, das man sich schon immer gewünscht hat. Mehr in meinem gratis eBook "Endlich habe ich Zeit" und in meinem eBook "Die Herrin des alltäglichen Wahnsinns." Hier ist meine Geschichte>>
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