Muttersein in Italien – Es ist nicht so, wie es scheint.

Dieses Treffen mit dieser italienischen Mutter hat mich berĂĽhrt und zugleich erschĂĽttert.

Ich war im Büro der Marina von Cagliari auf Sardinien – ich weiß gar nicht mehr genau, warum. Wahrscheinlich wollte ich Münzen für die Waschmaschine holen.

Wir lagen schon seit ein paar Tagen mit unserem kleinen Segelboot in dieser kleinen Stadt. Und da sah ich sie. Heute weiß ich, sie hieß Federica. Eine äußerst hübsche und freundliche Frau Mitte etwa Mitte vierzig.

Wir kamen ins Gespräch. Zuerst erzählte ich von meinen Kindern, Samuel und Lukas (10 und 8 Jahre alt), dass sie gerne segeln und ständig in Bewegung sind. Dann fragte ich sie, ob sie auch Kinder habe. Sie erzählte von ihrem vierzehnjährigen Sohn. Wir sprachen über uns als Mütter – über das Muttersein in unterschiedlichen Ländern.

Und ja, ich habe tatsächlich vor dem Gespräch gedacht: Das Muttersein in Italien ist natürlich viel einfacher, als Mutter in Deutschland zu sein. Die Italiener sind kinderfreundlich, und die ganze Familie kümmert sich mit um die Kinder.

Federica teilte mit mir ihre Erfahrung, wie sie mit ihrem Baby das erste Mal in eine Art Pekip-Gruppe ging. Als die jungen Frauen von der Leiterin gefragt wurden, wie sie sich als Mütter fühlen, erzählten alle, wie schön es sei, Mutter zu sein, wie glücklich und zufrieden sie seien. Sie auch.

Sie fühlte sich mit ihren Gefühlen allein und traute sich nicht zu sagen, dass es ihr zu viel war. Erst Wochen später fand eine der Frauen den Mut zuzugeben, dass sie sich überfordert fühlte. Erst dann konnten die anderen auch ehrlich über ihr Leben sprechen – und Federica ebenfalls.

Denn Italien ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Das Leben ist komplizierter geworden. Die traditionellen familiären Strukturen fehlen. Viele Großeltern wohnen einfach nicht mehr in der Nähe oder sind nicht mehr in der Lage, regelmäßig zu helfen. Die Männer arbeiten häufig lange, kommen erschöpft nach Hause und haben keine Energie, ihre Frauen bei den Kindern zu unterstützen.

Unzureichende Kinderbetreuung – auch während der viermonatigen Sommerferien – erschwert das Leben zusätzlich. Als Frau muss man den Haushalt stemmen, arbeiten, sich um die Kinder kümmern und sie bei zahlreichen gesundheitlichen und emotionalen Problemen unterstützen, die immer wieder vorkommen. Es ist nicht einfach, Mutter zu sein.

Das Bild von der hübschen, sonnengebräunten und perfekt geschminkten Italienerin mit einem knackigen Po, dem Kinderwagen in der einen und der Hundeleine in der anderen Hand, täuscht – betonte Federica.

Auch diese MĂĽtter sind nur Frauen, die versuchen, alles unter einen Hut zu bringen und dabei wenigstens so viel WĂĽrde zu bewahren, dass sie trotz allem gut aussehen wollen.

Während dieses langen und intensiven Gesprächs fühlte ich mich – in meinem Muttersein – von einer völlig fremden Italienerin tiefer verstanden als je zuvor.

Dann sagte Federica den entscheidenden Satz.

Es gibt keine Lösung. Jede von uns lebt in einer völlig anderen Situation. Es liegt an uns selbst, einen individuellen Weg zu finden, wie wir unser Leben organisieren. Wir müssen uns um uns selbst kümmern.

So recht hat sie.

Der Vergleich mit irgendeiner anderen Frau – selbst wenn sie gleich nebenan wohnen würde – bringt nichts. Unsere Leben sind zu unterschiedlich. Genau das macht es so schwer, das Leben wirklich in den Griff zu bekommen. Es gibt keine universellen Muster, keine Vorbilder.

Wir mĂĽssen uns um uns kĂĽmmern. Jeden Tag auf uns achten.

Und wir dĂĽrfen uns dabei bewusst machen:

Ja, du lebst in schwierigen Zeiten.

Ja, keiner hilft dir.

Aber du wirst deinen Weg finden. Du wirst dein Leben organisieren, Kinderbetreuung, die passende Schule, Therapien und Kurse finden.

Und ich weiĂź: Du kannst das.

Wir müssen keine Freundinnen sein, um verbunden zu sein. Wir sind Frauen, die sehen und verstehen, wie schwer es ist, eine engagierte Mutter zu sein – in einer Welt, in der kaum jemand noch die Energie hat, nach anderen zu schauen. Wir mussten lernen, es selbst zu tun.

Und das wĂĽnsche ich dir:

Ich wünsche dir, dass du ein System findest, das dir und deinen Bedürfnissen entspricht – damit du nicht nur deine Familie, deine Kinder und deinen Job entspannt managen kannst, sondern auch dich selbst.

Denn du bist wichtig.

Was meint ihr, meine lieben italienischen und deutschen Freundinnen und Freunde?

Wie erlebt ihr das Muttersein in unterschiedlichen Ländern?

Ich freue mich, wenn ihr eure Gedanken in den Kommentaren teilt – hier, auf Facebook oder auf Instagram.


Anna Hinderer
Mein Name ist Anna Hinderer. Ich bin Mama von zwei Söhnen, Seglerin, aber vor allem bin ich eine Traumjägerin.

Ich schreibe darüber, wie man genau das Leben gestaltet, das man sich schon immer gewünscht hat. Mehr in meinem gratis eBook "Endlich habe ich Zeit" und in meinem eBook "Die Herrin des alltäglichen Wahnsinns." Hier ist meine Geschichte>>