Es ist wichtig, auch mal „peinlich“ zu sein.

Nur meine Familie und meine guten Freunde wissen es: Schwimmen, Skifahren, Eislaufen – diese Sachen habe ich erst gelernt, als ich schon erwachsen war. 


Davor hat es sich einfach nicht ergeben. Als kleines Mädchen in einem kleinen Dorf aufgewachsen, sah das Leben anders aus, als heutzutage. Es war voll von „Wald, Blumen, Gummitwist, Draußenrumrennen.

Es gab wenig davon, was heute meine Kinder haben: Schwimmkurs, Skikurs, Eislaufen. Manches habe ich einfach als Kind nicht gelernt.

Guadeloupe

Als ich ungefähr achzehn Jahre alt war, bin ich in die nächste Stadt gefahren. Ich habe mir ein Schwimmbrett gekauft – so viel habe ich in der Schule mitgekriegt: Zum Schwimmenlernen braucht man ein Schwimmbrett.

In dem Schwimmbad hingen an den Wänden Plakate mit den einzelnen Schwimmstilen, und diese Bilder habe ich versucht, im Wasser nachzumachen.

Es war sicherlich ein lustiger Anblick, aber definitiv nicht so lustig, wie etwas Anderes. Als ich mit zweiundzwanzig Jahren begann, Skifahren zu lernen, bin ich zu einem völlig falschen Skilift an einem supersteilen Berg gelaufen.

Ich kann nicht sagen, wie oft beim ersten Mal ich von dem Lift runtergefallen bin.  Bis heute erinnere ich mich daran, dass ich mich wie ein gestrandeter Wal gefühlt habe, als ich versuchte, von der„Liftstrecke“ wegzukrabbeln, um von dem nächsten Skifahrer nicht überfahren zu werden.

Auch jetzt bin ich vor Aufregung dem Herzinfarkt nahe, wenn ich mich einem Skilift nähere.

Zum Glück verlief wenigstens das Eislaufenlernen nachts unbeobachtet auf einem zugefrorenen See ohne allzu peinliche Momente.

Schwimmen konnte ich schon an die nächste Generation weitergeben, die es mittlerweile besser beherrscht, als ich es je werde. (Sardinien)

Und weißt du was?

Skifahren ist nicht wirklich mein Ding. Dabei merke ich, ich bin nicht gut genug. Es macht keinen Spaß. 

Beim Eislaufen sehe ich zwar nicht wie die Eiskönigin aus, aber ich liebe es. Es ist wie in den Wolken zu schweben, wenn man über die Eisfläche gleitet. Um nichts auf der Welt würde ich darauf verzichten wollen. 

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, einen Artikel zu schreiben und ihn zu posten, hat schon ein großes Peinlichkeitspotential. Mein Herz schlägt mindestens so verrückt,  wie wenn ich vor einem Skilift stehen würde, bevor ich auf die Taste „TEILEN“ drücke.

Aber heute ist eben für mich der Tag, etwas Neues zu lernen. 

Und du? Denkst du noch darüber nach, oder traust es dir schon zu, aus deinem Schatten rauszukommen? 

Keine Angst. Es wird definitiv stressig und vielleicht auch „peinlich“ sein. Das Gefühl zeigt dir einfach, dass du den Mut hattest, etwas Neues zu wagen: Autofahren, Schwimmen, eine fremde Person ansprechen, nach einer neuen Stelle suchen… 

Es gibt tausende wichtige und schöne Sachen, die auf uns warten, aber sie passieren nur, wenn wir den ersten Schritt machen, wenn wir uns trauen, in den Augen der Anderen vielleicht etwas „Peinliches“ zu machen.

Wer nämlich nie peinlich ist, der ist verloren, weil er sich nicht traut, in den Fluss des Lebens reinzuspringen.


Lass mich jedenfalls wissen, wenn du so weit bist, denn ich bin die, die dann sagt:

“Super. Du hast es gemacht. Du bist einfach der Hammer.“

Anna Hinderer
Mein Name ist Anna Hinderer. Ich bin Mama von zwei Söhnen, Seglerin, aber vor allem bin ich eine Traumjägerin.

Ich schreibe darüber, wie man genau das Leben gestaltet, das man sich schon immer gewünscht hat. Mehr in meinem gratis eBook "Endlich habe ich Zeit" und in meinem eBook "Die Herrin des alltäglichen Wahnsinns." Hier ist meine Geschichte>>
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