Wenn Kinder undankbar erscheinen…

Also echt – sind deine Kinder auch manchmal so „undankbar“?

Am Mittwoch wollte ich mit meinen Söhnen und meiner Freundin Jana samt ihrer Töchter ins Freibad. Klingt schön, oder? War es eigentlich auch – wenn unter den Kindern nicht zuvor eine hitzige Diskussion ausgebrochen wäre: In welches Freibad sollen wir überhaupt gehen?

Erbstetten? Backnang? Oppenweiler?

Ich dachte nur: Echt jetzt?

Wann ist meine Mutter bitte während der Arbeitswoche mit mir ins Freibad gegangen? Sie hat ganztags gearbeitet und war froh, wenn ich mich irgendwie selbst beschäftigt habe. Und unsere Kinder?

Sie gehen ins Freibad, bekommen Pommes, ein Eis – und trotzdem wird gestritten und diskutiert.

Ich habe dieses Gefühl schon tausendmal erlebt – besonders aufgefallen ist es mir während unserer einjährigen Elternzeit in der Karibik.

Damals kommentierten meine Facebook-Freunde unter den Fotos: „Wie geil! Sieht ja paradiesisch aus!“ – während sich unsere Kinder gleichzeitig am Strand um den blauen Eimer prügelten, weil der gelbe angeblich zu hässlich war.

Ich verstehe nicht, wie jemand hier unzufrieden sein kann. (Mustique 🙂

Dies hat mir die Augen geöffnet…

Da habe ich Jana erzählt, wie wir letztes Jahr mit der Fähre nach Sardinien gefahren sind.

Normalerweise buchen wir immer eine Kabine – fast wie ein kleines Hotelzimmer mit vier Betten. Doch dieses Jahr waren die Kabinen extrem teuer, also haben wir nur Schlafsessel-Plätze gekauft.

Die waren natürlich unbequem. Die Kinder haben gejammert, keiner konnte richtig schlafen. Am Ende lagen wir alle auf dem blauen Teppich unter den Sitzen. Nicht gerade gemütlich, aber wir haben das Beste draus gemacht.

Für die Rückfahrt haben wir vorgesorgt und ein paar Luftmatratzen gekauft. Als wir dann mit dem Auto an der Fähre standen und auf die Einfahrt gewartet haben, kam ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft und drückte uns wortlos einen Zettel in die Hand.

Jan las ihn – und dann:

Wir wurden upgegradet – wir bekamen eine Kabine!

Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie sehr sich die Kinder gefreut haben. Sie haben gejubelt, geschrien vor Freude.

„Samuel, wir haben eine Kabine!“, rief der Kleine – mit fast Tränen in den Augen.

Die Jungs haben sich umarmt und gejubelt, als hätten sie den Hauptpreis gewonnen.

Manchmal muss man merken, dass nicht alles selbstverständlich ist. (Sardinien 🙂

Es sind unsere Erfahrungen, die uns prägen…

Wäre es jemals passiert, wenn sie nie auf den Schlafsesseln und dem Teppich geschlafen hätten. Ich glaube nicht.

Es hat mir einfach nur gezeigt, dass wir unterschiedlich reagieren, bloß weil wir unterschiedliche Erfahrungen haben. Ich war sehr selten im meinen Eltern im Freibad, es war etwas besonderes, ich kann es schätzen. Ich war nie mit meinen Eltern am Meer. Für meine Kinder ist es normal.

Was soll man denn machen?

Sollen wir die Kinder einfach negativen Erfahrungen aussetzen, damit sie es endlich lernen dankbar zu sein, dafür, was sie haben?

Ich glaube nicht. So einfach ist es einfach. Jede Generation und jeder Mensch erlebt etwas Anderes. Ihre Herausforderungen stellt ihnen das Leben selbst und einem passenden Zeitpunkt.

Es reicht völlig, wenn wir uns bewusst machen, dass unsere Kinder für Selbstverständlichkeiten gar nicht dankbar sein können. Genauso schwer fällt es ja auch uns – oft müssen wir uns erst bewusst daran erinnern, was wir alles haben: ein Bett zum Schlafen, genug zu essen, Sicherheit.

Ach, ich finde, man sollte ich da gar nicht triggern lassen: wenn die Kinderlein die Augen verdrehen und den Karibischen Strand und das Erbstetter Freibad nicht schätzen können.

Seltene Momente der Zweisamkeit : ) (Viveiro, Spanien)

Warum reagieren Kinder undankbar?

Kinder sind halt Kinder und sie lernen es mit der Zeit, Dankbarkeit zu empfinden und auszudrücken. Was uns als Undankbarkeit erscheint, kann verschiedene Ursachen haben:

– vielleicht können sie sich in unsere Lage nicht hineinversetzen,

– sie sind von den vielen Eindrücken und Reizen überfordert,

– sie wollen ihre Autonomie bewahren und auch mal was entscheiden,

– manchmal wollen sie einfach nur wissen, was möglich ist,

  • und manchmal sehnen sie sich nach etwas Tollem, was wir ja auch oft tun.

Es reicht, wenn wir dankbar sind…

Es ist einfach wichtig, dass wir wissen, dass wir ein tolles Leben haben und dafür dankbar sind. Denn diese Einstellung, diese Dankbarkeit geben wir weiter – als unsere Lebenseinstellung.

Wir sollten uns auch bewusst machen, dass wir Erwachsenen die Standards setzen – und je nach unserer finanziellen und emotionalen Situation auch entscheiden, was gemacht wird. Kinder können es einfach oft nicht verstehen, selbst wenn wir es erklären. Sie können ihre Meinung sagen, aber nicht mitbestimmen. Es ist unsere Verantwortung, ihnen unseren Lebensstil und unsere Werte zu vermitteln.

Wenn wir finden, dass die Kabinen auf dem Schiff zu teuer sind, buchen wir eben die Schlafsessel – da müssen wir alle durch. Dafür machen wir einen Urlaub am Meer. Zur Motivation zitierten wir dann Pippi Langstrumpf: „Mit viel Geld kann jeder reisen. Das ist langweilig.“ Es hat geholfen. 🙂

Ich bin dankbar und das reicht. : ) (Algarve)

Es ist nicht immer leicht, wenn Kinder unzufrieden sind – aber man kann es auch positiv sehen: Es ist schön, dass sie eine eigene Meinung haben und diese äußern. Gleichzeitig freue ich mich sehr, wenn ich daran denke, was unsere Kinder heute alles erleben dürfen – und wir gemeinsam mit ihnen.

Wie kann man praktisch mit schwierigen Situationen im Familienalltag umgehen?

Hier ein paar Gedanken – vielleicht ist ja etwas für dich dabei:

🧘 1. Kurz durchatmen – wirklich.

Klingt einfach, hilft aber: Tief durchatmen, kurz die Augen schließen, um äußere Reize auszublenden – und bewusst lächeln. Oft reicht schon dieser Moment, um etwas Abstand zur Situation zu gewinnen.

🧠 2. Sich bewusst machen: Für Kinder sind es keine „Kleinigkeiten“.

Sie sehen die Welt mit anderen Augen. Was uns unbedeutend erscheint, kann für ein Kind emotional sehr wichtig sein. Wenn wir unsere eigenen Gefühle erklären, lernen auch Kinder, uns besser zu verstehen.

🗣️ 3. Gefühle benennen – das hilft ihnen und uns.

Statt zu sagen: „Jetzt jammer nicht!“, kann ein Satz wie:

„Erzähl mal – was ärgert dich? Was wünschst du dir? Warum ist dir das so wichtig?“

die Situation entspannen. Kinder beruhigen sich oft schneller, wenn sie merken, dass sie gehört und ernst genommen werden.

🙃 4. Humor hilft.

Uns hat zum Beispiel die Geschichte von Pippi Langstrumpf oft geholfen. Eine schöne Methode, um Spannungen aufzulösen, ist Übertreibung:

„Was? Der Teppich war so bequem – ich dachte schon, wir lassen die Betten zuhause ganz weg!“

Das bringt oft ein Lächeln zurück ins Gesicht – bei Kindern und Eltern.

🤝 5. Nach dem „Warum“ fragen.

Ganz ehrlich: Oft steckt mehr dahinter – Hunger, Müdigkeit, Frust vom Tag. Das weiß eigentlich jede Mama (und Papa).

❤️ 6. Sich selbst stärken.

Es ist völlig normal, dass es zu Krisen und Auseinanderungen kommt, wenn man Kinder hat. 🙂

Deswegen finde ich es wichtig, dass man nach sich selbst schaut und sich gut um sich selbst kümmert. Das verleiht einem Stärke in schwierigen Situationen. Schaue gerne hier rein: Stärkere Mama im Alltag – Mini-Kurs

Willst du mehr praktische Tipps für entspanntes Reisen mit Kindern? 

Dann sei dabei bei meinem ersten Instagram Live diesen Freitag, 25.07. um 20:30 Uhr! 

Ich teile meine Erfahrungen von Segeltörns bis Städtereisen und beantworte deine Fragen.

Kennst du das? Ich drehe fast durch 🙈🤣, wenn Kinder wegen irgendwelcher Kleinigkeiten jammern und unzufrieden sind und muss sehr an mir arbeiten. Wie gehst du damit um?

Anna Hinderer
Mein Name ist Anna Hinderer. Ich bin Mama von zwei Söhnen, Seglerin, aber vor allem bin ich eine Traumjägerin.

Ich schreibe darüber, wie man genau das Leben gestaltet, das man sich schon immer gewünscht hat. Mehr in meinem gratis eBook "Endlich habe ich Zeit" und in meinem eBook "Die Herrin des alltäglichen Wahnsinns." Hier ist meine Geschichte>>
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